Spagat
Schweiz 2012, 110', DCP, Ab 12 J., Regie Christian Johannes Koch. Drehbuch Christian Johannes Koch. Mit Rachel Braunschweig, Michael Neuenschwander, Nellie Hächler, Alexej Serebrjakow, Masha Demiri.
Eine Lehrerin geht eine Affäre mit dem Vater einer Schülerin ein, der aus der Ukraine einreiste und illegal in der Schweiz lebt. Das Kinodebüt von Christian Johannes Koch ist ein still glühendes Drama, das Gegensätze zu einem komplexen Ganzen verwebt: latente Bedrohung und aufkeimende Hoffnung, Kälte und Intimität, menschliche Abgründe und Nächstenliebe.
Marina (Rachel Braunschweig) führt ein ruhiges, eingespieltes Leben: Sie hat einen erfüllenden Beruf als Lehrerin, einen liebevollen Mann (Michael Neuenschwander) und eine etwas rebellische Tochter im Teenageralter. Doch erst die Affäre mit Artem (Alexey Serebryakov), dem Vater ihrer Schülerin, beschwingt ihren Alltag. Artem kam mit seiner Tochter Ulyana vor ein paar Jahren aus der Ukraine in die Schweiz und lebt seither unauffällig und ohne Aufenthaltsbewilligung in einer kleinen Wohnung. Doch als das Mädchen bei einem Diebstahl erwischt wird und damit eine Reihe folgenschwerer Ereignisse auslöst, drohen die Maskeraden aufzufliegen.
«In der Figur von Marina bündelt sich die Metaphorik des Filmtitels: zwischen Beruf, Ehefrau, Teenie-Mutter und Geliebter eines Mannes, den es gar nicht geben darf – weder in ihrem Leben, noch in unserem Land. Rachel Braunschweig verkörpert diese Marina mit der ruhigen Wärme und darstellerischen Aufmerksamkeit auch im Minimen, die nahe geht. Das Lavieren zwischen allen Loyalitäten, mit dem die Frau es allen recht machen will, erleben wir in zunehmender Beklemmung mit. Kopfschütteln über ihre schöne Naivität liegt manchmal nahe, doch gestattet der Film kein wohlfeiles Urteilen. Zum Spagat gehört das Schwierige oder eben auch Unmögliche, und dass man mit beiden Beinen redlich Tuchfühlung mit dem Boden zu halten sucht. Diese Redlichkeit zeigt der Film schön. Wie sehr es schmerzen kann, ebenfalls.» Martin Walder, Filmbulletin